Behandlung – Grundlagen

Grundlagen von Zahnbehandlungsängsten

der-schreiZahnbehandlungsängste

Untersuchungen zeigen, dass etwa 70 Prozent der Bevölkerung ängstlich ist, wenn sie zum Zahnarzt geht und etwa 10 Prozent haben so viel Angst, dass sie sich nur bei extrem starken Schmerzen dazu bringen können, zahnärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. 10 Prozent der deutschen Bevölkerung wären etwa 8 Millionen Menschen. Wenn man bedenkt, dass die Befragungen in Wartezimmern von Zahnärzten stattfanden, ein Platz, wo Angstpatienten sich nur selten aufhalten, dürfte die tatsächliche Zahl wohl wesentlich höher sein.

Eine vorsichtige Schätzung wäre vielleicht dass es 10 bis 15 Millionen Betroffene in Deutschland gibt. Rund 3 Prozent (240 000 Menschen) gehen unter gar keinen Umständen zum Zahnarzt, sondern halten lieber jede Art von Zahnschmerzen aus als dass sie zahnärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Die Verbreitung von Zahnbehandlungsängsten scheint auf der ganzen Welt, soweit sie untersucht worden ist, etwa gleich zu sein. Kulturelle Unterschiede spielen demnach eine relativ untergeordnete Rolle. Es gibt aber einige Anzeichen dafür, dass die Bevölkerung in den Ländern, die eher in eine restaurative Zahnmedizin investiert haben (Zähne reparieren und ersetzen) statt auf vorbeugende Maßnahmen, etwas mehr unter starken Zahnbehandlungsängsten leiden.

Vergleichszahlen zu den Zahnbehandlungsängsten in den nordamerikanischen und den westeuropäischen Ländern liegen vor aus Brasilien, Japan, Taiwan, Indonesien, Singapur, Russland, Israel, Australien, Neuseeland und der Volksrepublik China.

mehrstedt-s.31Warum bekommt man Zahnbehandlungsängste?

Zahnbehandlungsängste sind nicht angeboren, sondern werden erlernt. Die meisten, leichteren Zahnbehandlungsängste liegen im normalen Bereich für Angstreaktionen auf unangenehme Ereignisse. Ängste können aber zu einem Problem werden, wenn sie sich in physiologischen, oft unkontrollierbaren und übertriebenen Angstzuständen und Ausweichverhalten zeigen.

Faktoren, die die Entwicklung von Zahnbehandlungsängsten verstärken, sind frühere negative Erfahrungen bei Zahnbehandlungen, die Beobachtung von Angstverhalten bei Freunden oder Familienmitgliedern sowie allgemeine Ängstlichkeit. Zahnbehandlungen, auch wenn sie schmerzhaft und unangenehm sein sollten, haben nicht auf alle Menschen die gleiche Wirkung. Verschiedene Menschen scheinen unterschiedlich auf vergleichbare Situationen zu reagieren. Umweltfaktoren und genetische Faktoren können die Fähigkeit, mit traumatischen Erlebnissen umzugehen, beeinflussen.

scan15964-bohrer-kleinWer leidet unter Zahnbehandlungsängsten?

Jeder kann von Zahnbehandlungsangst betroffen werden, wenn die Erfahrungen, die man bei Arzt- oder Zahnarztbesuchen gesammelt hat, schlimm genug waren. Da Menschen aber unterschiedlich empfindlich sind, häufen sich die Zahnbehandlungsängste überwiegend bei Bevölkerungsgruppen, die entweder besonders vielen Stressbelastungen ausgesetzt sind oder weniger gut mit Stress umgehen können. Die Menschen, die unter Ängsten leiden, sind deshalb meistens jünger, da die Ängste mit zunehmendem Alter in der Regel abgeschwächt werden.

Frauen, jüngere Menschen, Menschen aus ethnischen Minderheiten, mit weniger Einkommen oder weniger Ausbildung haben durchschnittlich mehr Zahnbehandlungsängste als diejenigen, die männlich oder älter sind, mehr Ausbildung haben oder wohlhabender sind. Etwa die Hälfte der Menschen, die unter Zahnbehandlungsängsten leiden, haben auch andere psychische Probleme wie Ängste, Depressionen oder Panikattacken. Sie konsumieren im Durchschnitt mehr Alkohol und Drogen als andere, und sie leiden häufiger an psychosomatischen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen.

001Die Folgen der Zahnbehandlungsängste

Man könnte annehmen, dass Menschen die Schwierigkeiten mit Zahnärzten haben, ihre Zähne besonders gut pflegen würden, damit sie gar keinen Behandlungsbedarf bekämen. Dies ist aber meistens nicht der Fall.

Viele Angstpatienten kommen in einen Teufelskreis hinein, wo die Pflege der Zähne zunehmend schwierig wird. Zähne bröckeln ab, es wird schwierig zu essen, und man traut sich oft nicht in Gesellschaft von anderen Menschen zu reden oder zu lachen. Zahnbehandlungsängste können in die soziale Isolation führen und somit andere psychische Probleme verursachen. Manchmal geht deshalb der Arbeitsplatz verloren oder die Ehe zu Ende. Viele Betroffene schämen sich vor dem Zustand der Zähne und dafür, dass sie es nicht geschafft haben, regelmäßige Zahnarztbesuche einzuhalten.

Wer Kenntnisse über Ursachen und Entstehungsmechanismen dieser Ängste hat, weiß aber, dass der Patient nicht Schuld an dem Problem ist und dass es meistens nicht möglich ist, dieses Problem alleine zu lösen. Man muss dabei Hilfe haben.

Wie kann Zahnbehandlungsängsten abgeholfen werden?

Angst ist ein gesunder Abwehrmechanismus. Hätten wir Menschen keine Ängste gehabt, wären wir schon längst von den Raubtieren gefressen und ausgestorben. Ängste können aber zu einem Problem werden, wenn sie so stark geworden sind, dass sie es uns zum Beispiel sehr schwierig machen, die Zähne zu pflegen oder zahnärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nur weil man große Ängste hat, muss man aber nicht für immer darunter leiden. Ängste können wirklich unter Kontrolle gebracht werden.

Da Zahnbehandlungsängste gelernt sind, können sie mit Hilfe von verhaltenstherapeutischen Techniken abgebaut werden. Eine Vielzahl dieser Methoden können für die Behandlungssituation beim Zahnarzt angepasst und eingesetzt werden.